Die besten Faltschlösser für E-Bikes – Test und Vergleich

Fazit

Die Gewinner

1. Abus Bordo Granit XPlus 6500. Das Schloss hat geliefert und unsere Tests konnten den guten Ruf bestätigen. Für uns der Sicherheitssieger für E-Bikes, es liefert beste Sicherheit, allerdings ohne Rücksicht auf Preis & Handling – so viel Kritik muss erlaubt sein.
2. KOHLBURG Wien. In unserem Test ganz klar der Preis-Leistungssieger für E-Bikes: Höchste Sicherheit (hat den gleichen Werkzeugen stand gehalten wie das Abus Bordo Granit XPlus 6500) und dabei einfaches Handling beim Anschließen zu vergleichsweise günstigem Preis.
3. Trelock FS 500 Toro. Eine sichere Alternative zu den anderen beiden Sicherheitsschlössern, überzeugt als E-Bike Schutz in hochwertiger Verarbeitung. Zusammen mit dem KOHLBURG Wien auch beim Kundenservice unangefochten spitze.

Die wichtigsten Lehren aus unserem Faltschloss Test für E-Bikes

1. Sicherheit ist rar gesät. Recherche lohnt sich.
   Von den 12 getesteten Schlössern können wir nur drei als Sicherheitsschlösser für den Gebrauch mit E-Bikes empfehlen. Abus Bordo Granit XPlus 6500, KOHLBURG Wien und Trelock FS 500 Toro haben sich als Sicherung gegen alle typischen Angriffswerkzeuge standhaft gezeigt. Zwei weitere Schlösser zählen wir in den Mittelfeld-Kreis (Abus Bordo 6000 und Decathlon 500 ELOPS), weil nur der große 90 cm Bolzenschneider sie überwunden hat. Die 7 weiteren Schlösser haben allesamt nicht mal dem Angriff des 60 cm langen, mittleren Bolzenschneiders stand gehalten, 6 der 7 Schlösser konnten auch aufgesägt werden – so lässt sich kein E-Bike oder anderes Zweirad zuverlässig sichern.

2. Sicherheit hat ihren Preis. Unter 70 Euro haben wir kein Sicherheitsschloss gefunden.

Tatsächlich scheint der Preis ein Indikator für Sicherheit zu sein, zumindest liegen alle drei Sicherheitsschlösser über einem Verkaufspreis von 70 Euro. Aber nicht jedes Schloss über 70 Euro liefert dann auch zuverlässige Sicherheit, wie die preisintensiven aber mit Bolzenschneider überwindbaren Beispiele von Abus Bordo 6000 und Kryptonite Foldable 585 eindrucksvoll zeigen.

3. Handling ist wichtig für die Sicherheit. Details entscheiden. 

Entscheidend für die Nutzung im Alltag ist, ob das Schloss genügend lang, handlich und nicht zu schwer. Beispielsweise war es für uns nicht möglich, mit dem Abus Bordo Granit XPlus 6500 Vorderrad und Rahmen des E-Bikes an ein festes Objekt wie Fahrradständer zu verschließen. Solche Details entscheiden am Ende aber darüber, wie die im Faltschloss steckende Sicherheit im Alltag dann auch tatsächlich umgesetzt werden kann.

Caption: Handling ist wichtig für die Sicherheit. Wenn die Länge des Schlosses nicht ausreicht, um Vorderrad, Rahmen und Fahrradständer zu verbinden, bedeutet dies eine geringere Sicherheit beim Anschließen. Hier Beispiel Abus Bordo Granit XPlus 6500.

Die Verlierer

1. Abus Bordo 6000. Mit dem 90 cm Bolzenschneider konnten wir die Glieder des Faltschlosses durchtrennen (mehrfach getestet).
2. Aldi Prophete, Fischer PROTEC, Nean Faltschloss. Diese drei Schlösser haben das Prädikat „Witz des Tages“ verdient. Alle drei Schlösser ließen sich schon mit unserem mittleren 60 cm Bolzenschneider aufbrechen, außerdem konnten sie auch dem Angriff mit der Säge und dem Hammer nicht stand halten. Trotzdem vergeben die Hersteller die höchste oder zweithöchste Sicherheitsstufe für diese Schlösser. 
3. Westbike Hongyea. Was man diesem Schloss zugute halten kann, ist dass erst gar keine Sicherheitsstufe angeben wird (auch auf Nachfrage nicht), dass es das günstigste Schloss im Feld war und dass der Kundenservice prinzipiell gut funktioniert. Wir konnten das Schloss aber rein händisch durch hin- und herbiegen aufbrechen. Funktion also nicht erfüllt.

Caption: Für uns die größte Überraschung im negativen Sinne war das Abus Bordo 6000. Wir hätten nicht gedacht, dass die Faltschloss-Glieder dem 90 cm Bolzenschneider nachgeben würden.

Die Vertreter des Schlosstests

Insgesamt haben wir uns eine bunte Mischung von Faltschlössern vorgenommen für die Tests. Sowohl hochpreisige als auch und sehr günstige Faltschlösser wurden aufgenommen; sowohl gestandene internationale Marken (wie Abus, Trelock oder Kryptonite) als auch jüngere Marken (wie KOHLBURG, Nean oder Westbike); sowohl Schlösser aus dem stationären & Discount-Handel als auch Online-Topseller waren vertreten.

So haben wir getestet

Vier Kriterien waren bei der Bewertung der Faltschlösser für E-Bikes für uns ausschlaggebend:

1. Sicherheit. Nichts ist bei einem Fahrradschloss wichtiger als der Schutz vor Diebstahl. Daher haben wir bei jedem Schloss einen Angriff mit handelsüblichen Handwerkzeugen simuliert. Die von uns ausgewählten Werkzeuge werden von Dieben typischerweise genutzt, um Fahrradschlösser schnell zu überwinden und aufzubrechen. Wir haben für die Tests verwendet:
   • Bolzenschneider (Marke Knippex, in den Größen 25 cm, 60 cm, 90 cm) für den Angriff auf die Schlossglieder und Nieten. [stimmen Daten @Stefan?]
   • Vorschlaghammer (85 cm, 3 kg) [stimmen Daten @Julian?], mit der flachen Seite Angriff auf den Schlosskopf, mit der spitzen Seite Angriff auf das 1. Faltschlossglied
   • Hand-Säge (30 cm) für den Angriff auf die Schlossglieder [stimmen Daten @Stefan? gehaerteter Stahl vs nicht gehaertet]
   • Flex / Winkelschleifer für den Angriff auf die Schlossglieder (Marke Ryobi, 18 V R18AG-0, 115 mm)
   • Sonstige Handwerkzeuge und Utensilien (u.a. Spitzhammer, Kältespray, Hand-Bunsenbrenner)

Außerdem haben wir uns den Schlosszylinder angeschaut, um Gefahren bezüglich des Lock-Pickings abzuschätzen. Moderne Mehrscheibenzylinder sind hier klar sicherer als z.B. Kombinationsschlösser. Nur mit sehr speziellen Lock-Picking Werkzeugen lassen sich Mehrscheibenzylinder von außen ohne Schlüssel öffnen.

2. Handling und Flexibilität. Gerade Faltschlösser sind etwas gewöhnungsbedürftig im Handling. Einerseits sind sie flexibler als Bügelschlösser, andererseits weniger flexibel als Kettenschlösser. In jedem Fall lassen sich Faltschlösser kompakt transportieren, weshalb sie sich allgemein immer größerer Beliebtheit erfreuen. Folgende Aspekte flossen in die Bewertung des Handlings mit ein:

• Länge. Je länger ein Schloss, desto leichter lässt sich das E-Bike an ein festes Objekt (z.B. Fahrradständer) mit Rahmen fest schließen. Jedoch ist die Länge zum Anschließen häufig deutlich kürzer als die angegebene Länge des Schlosses im ausgeklappten Zustand. Wenn sich z.B. der Schlosskopf beim Anschließen nicht drehen lässt wird quasi Länge verschenkt. Wenn die die einzelnen Glieder des Faltschlosses zu lang sind, ist das Faltschloss zu sperrig und es wird ebenfalls Länge beim Anschließen verschenkt. Für die von uns verwendeten E-Bikes lag die kritische Länge bei 70 cm: erreicht ein Schloss eine tatsächliche Länge von mehr als 70 cm Umfang beim Anschließen, so lassen sich Fahrradrahmen, Vorderrad und das feste Objekt zusammen verschließen. Beispielsweise haben wir es nicht geschafft mit dem 87 cm langen Abus Bordo Granit XPlus 6500 Vorderrad, Rahmen und Fahrradständer anzuschließen; der reale Umfang beträgt nämlich nur knapp 65 cm.

• Gewicht. Je leichter ein Fahrradschloss, umso eher wird es mitgenommen auf die Fahrt und umso häufiger wird es auch tatsächlich genutzt. Man sollte auch nicht dem Irrglauben unterliegen, dass ein schwereres Faltschloss wirklich immer sicherer ist – wichtig ist auch, ob der in den Gliedern verwendete Stahl gehärtet ist oder nicht, und diese Eigenschaft ist unabhängig vom Gewicht. Beispielsweise bietet das 1 kg leichte KOHLBURG Wien die gleiche Sicherheit gegen die von uns verwendeten Handwerkzeuge wie das 1,5 kg schwere Abus Bordo Granit XPlus 6500.

• Anzahl Schlüssel. Die meisten Schlosshersteller liefern standardmäßig zwei Schlüssel mit dem Schloss. Wir finden, dass drei Schlüssel ein relevantes Mehr an Flexibilität bieten.

• Schutzkappe für Zylinderöffnung. Ohne Schutzkappe haben Feuchtigkeit, Schmutz- und Staubpartikel leichten Zugang zum Schlosszylinder und würden so die Haltbarkeit und Funktionsfähigkeit des Fahrradschlosses auf Dauer einschränken. Fast alle Faltschlösser haben daher auch eine Schutzkappe – wir waren überrascht, dass man ausgerechnet beim Abus Bordo 6000 an diesem wichtigen Detail gespart hat.

• Halterung. Lässt sich das die Halterung einfach und an verschiedenen Stellen am E-Bike montieren? Ist das Schloss in der Halterung klapperfrei während der Fahrt? Lässt sich das Schloss in der Halterung schnell und einfach verstauen? Nur wenn alle drei Fragen bejaht werden können, wird der Fahrrad-Fahrer das Schloss auch tatsächlich verwenden. Beispielsweise klappert das Toptrek TTON01 derart in der Halterung während der Fahrt, dass man sich fragen muss, welcher Radfahrer das auf Dauer ertragen soll. 

3. Kundenservice. In Zeiten des Online-Handels bleibt die Qualität manchmal auf der Strecke, weil man die Schlösser nicht in der Hand halten kann. Umso wichtiger ist es, dass man schnell, transparent und ehrlich beraten wird vom Hersteller oder Verkäufer. Wir haben die Qualität und Seriosität des Kundenservice getestet, indem wir eine E-Mail Anfrage gesendet haben mit Fragen zur Sicherheitsstufe des Faltschlosses, explizit Widerstand gegen Bolzenschneider, Empfehlung zur Absicherung des neu gekauften E-Bikes und ob sich mit dem Schloss Vorderrad, Rahmen und Fahrradständer zusammen schließen lassen. Folgende Beobachtungen lassen sich ziehen.
   • Antwortzeit. Die meisten Hersteller/Verkäufer haben sich innerhalb eines Tages auf unsere E-Mail zurück gemeldet. Insbesondere KOHLBURG und Trelock sind hier hervor zu heben, aber interessanterweise arbeitet der Kundenservice von den im Test qualitativ minderwertigen Schlössern ebenfalls fix und zuverlässig. Von Abus haben wir leider bis heute keine Rückmeldung erhalten. Bei Kryptonite war es erst nach Registrierung, Passwortbestätigung usw. möglich überhaupt eine Anfrage zu senden, bis heute auch hier keine Rückmeldung – nervenaufreibend und enttäuschend.
   • Antwortqualität. Qualitativ haben uns KOHLBURG, Trelock und Westbike überzeugt. Die Antworten haben die eigene Sicherheitsstufe aus unserer Sicht korrekt eingeordnet und klare Empfehlung zum Anschließen des E-Bikes mitgeteilt.

• Kundenbewertungen im Verkauf. Natürlich haben wir uns auch die Bewertungen der Faltschlösser auf Amazon oder im Händler-eigenen Webshop angeschaut. Interessanterweise bewegen sich die Gesamtbewertungen aller untersuchten Schlösser in einem sehr engen Bereich von 4,2 bis 4,6 Sternen; insgesamt also eine hohe Grundzufriedenheit für alle Schlösser mit leichten Nuancen, die bestimmte Qualitätsmerkmale durchaus andeuten. So haben z.B. das Toptrek TTON01 nur 4,2 Sterne (bei über 4000 Bewertungen), das Westbike Hongyea und Fischer PROTEC nur 4,3 Sterne; alle drei Schlösser belegen auch die hinteren Plätze in unserem Test. Amazon-Kunden bewerten das Abus Bordo Granit XPlus 6500 mit 4,6 Sternen (ebenfalls bei knapp 4000 Bewertungen) und das KOHLBURG Wien mit 4,5 Sternen und bestätigen damit auch die beiden Spitzenplätze in unserem Test. Einzig das Nean Faltschloss fällt mit 4,5 Amazon-Sternen etwas aus der Reihe – hier hätten wir unserem Testergebnis nach eine niedrigere Bewertung erwartet.

• Seriosität der Herstellerangaben. Vergleicht man auf dem Papier die erzielten Resultate der Faltschlösser in unserem Test mit den Hersteller/Verkäufer-Angaben zu den Sicherheitsstufen, lassen sich drei Schlüsse ziehen:
  1. Seriöse Anbieter bewerten die Sicherheitsstufen ihrer Schlösser korrekt. Dies betrifft die bekannten Marken Abus, KOHLBURG, Trelock, Decathlon, Kryptonite. 
  2. Gerade im qualitativen Mittelfeld gibt es eine ganze Reihe an gefühlten Mogelpackungen bei der Angabe der Sicherheitsstufe: startend beim Discounter-Schloss von Aldi Prophete (Sicherheitsstufe 7/7, obwohl z.B. vom 60 cm Bolzenschneider und Säge überwindbar), über Fischer PROTEC (Sicherheitsstufe 8/9, obwohl z.B. vom 60 cm Bolzenschneider und Säge überwindbar) und weiter zum Nean (Sicherheitsstufe B auf Skala A-H mit A der größten Sicherheit, obwohl z.B. vom 60 cm Bolzenschneider und Säge überwindbar). Rein von den Testresultaten her bleibt festzuhalten, dass es bei Prophete, Fischer und Nean ein „interessantes“ Verständnis von Sicherheitsstufen und hoher Sicherheit gibt. 
  3. Komplett unseriöse Angaben mach Toptrek (Sicherheitsstufe 7 von unbekannt) und Westbike Hongyea (nämlich gar keine Angabe, auch auf Nachfrage keine Aussage dazu).

4. Preis. Erwartungsgemäß weist die Preisspanne enorme Breite auf, vom günstigsten Vertreter Westbike Hongyea (22,68 Euro UVP im August 2022) bis zum hochpreisigen Kandidaten Abus Bordo Granit XPlus 6500 (139,95 Euro UVP im August 2022). Natürlich findet man aufgrund der Saisonalität im Zweiradmarkt immer wieder Schnäppchen-Angebote – Ausschau halten lohnt sich bei der Anschaffung von Zweiradschlössern.
   • Bemerkenswert ist der preisgünstige Vertreter von KOHLBURG mit dem Faltschloss vom Typ Wien mit 69,85 Euro UVP im August 2022, welches die gleiche und höchse Sicherheitsstufe in unserem Test erreicht hat wie der Branchen-Primus von Abus, aber eben nur halb so teuer ist.
   • Generell kann man festhalten, dass Qualität ihren Preis hat, denn keines der Top-3 Sicherheitsschlösser gab es unter 69,85 Euro UVP, während preislich nach unten hin viel möglich ist – aber voll auf Kosten der Sicherheit wie oben beschrieben. Wer billig kauft, kauft nicht sicher, so viel ist klar nach unserem Test. Wenn man die Faustregel der Polizei zugrunde legt, wonach 10% des Zweirad-Anschaffungspreises durchaus in ein Sicherheitsschloss investiert werden sollten, sind die Preise vom KOHLBURG Wien, Trelock FS 500 Toro, aber selbst auch vom Abus Bordo Granit XPlus 6500 absolut vertretbar als Ausgaben für ein E-Bike Schloss.
   • Preislich enttäuschend abgeschnitten haben aus unserer Sicht auch das Abus Bordo 6000 (mit stattlichen 89,95 Euro UVP im August 2022 hält es nicht dem 90 cm Bolzenschneider stand) und das Kryptonite Foldable 585 (mit satten 85,00 Euro UVP im August 2022 hält es nicht mal dem 60 cm Bolzenschneider durchtrennbar). In diesem Hochpreissegment sollte klar sein, dass man mit Handwerkzeugen das Schloss nicht aufgetrennt bekommt.